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Interview Teil 1/2: Kmpfsprt "In diesen Städten spielen wir nicht gerne"

Wir haben die Jungs von Kmpfsprt auf ihrer Gaijin Tour in Dortmund besucht und Ihnen ein paar Fragen zum Album, dem Festivalsommer und Hintergründen gestellt. Rede und Antwort standen uns dafür David und Richard.

 

 

 

Concerttalk: Fahrt ihr an den Off-Days  immer nachhause?

 

Kmpfsprt: Ne, heute pennen wir tatsächlich hier, weils auch schon son bisschen aufm Weg liegt Richtung Hamburg, dann haben wirs nicht so weit morgen. Das ist besser. Aber jetzt dann noch 3 Tage spielen und dann geht’s ab nach Hause, nach Berlin fahren wir nachhause und dann geht’s Mittwoch weiter, glaube ich.

 

C: Der wievielte Tourtag ist das jetzt?

 

K: Heute, kommt so’n bisschen darauf an, ab wann man’s zählt. Eigentlich der vierte.

 

C: Dann steht ihr ja eigentlich noch so ziemlich am Anfang.

 

K: Ja ja, das schon. Also es geht halt bis jetzt so, so nach und nach kommt das jetzt irgendwie.  Aber so richtig viel? Man fängt jetzt so gerade an reinzukommen.

 

C: Also funktioniert der Soundcheck jetzt wieder relativ schnell?

 

K: Ja genau, man ist so drin und eingegroovt und ja. So in dem Modus sind wir gerade.

 

C: Das ist cool. Macht’s denn bisher Spaß?

 

K: Ja, bisher ist alles cool, also war auch schön, hat Spaß gemacht. Koblenz und Bremen war schon gut besucht und gestern war auch cool für in der Woche und ja, jetzt gucken wir mal, jetzt kommt Dortmund, Hamburg, Berlin. Also das sind alles Städte auf die wir uns freuen. Alles cool, soweit alles gut.

 

C: Gibt’s denn auch Städte wo ihr wirklich sagt, auf die freuen wir uns jetzt nicht so?

 

K: Klar, auf jeden Fall aber das werden wir niemals im Interview zugeben. Genau.

 

C: Das stimmt wohl.

 

K: Ne, aber auf der Tour tatsächlich eigentlich alles gut oder? Wir lieben sie alle. Sonst würden wir da auch nicht spielen. Wenn die sagen „Wollt ihr in unserer bösen Stadt spielen?“ dann würden wir sagen „Ne, wir wollen lieber in einer lieben Stadt spielen“, deswegen spielen wir nur in lieben Städten.

 

C: Das ist definitiv sehr schlüssig.

 

K: Ja, das muss man ja machen, sonst wird man ja mit Steinen von der Bühne gejagt.  Da hat ja dann keiner was davon. Außer die Leute, die uns dann mit Steinen von der Bühne jagen, für die ist’s dann ein Fest. Aber das ist nicht unser Zielpublikum.

 

C: Ob man wirklich mit Backsteinen auf ein Konzert kommt?

 

K: In bösen Städten vielleicht schon. *lacht* Wir mögen alle Städte tatsächlich. Überall wo eine Bühne steht und wo Leute sind, die uns sehen wollen, da sind wir sehr gerne.

 

C: Gibt es irgendwie Städte wo ihr sagt, wo ihr schon mal gespielt habt, da würdet ihr immer wieder hin, weil’s besonders geil ist?

 

K: Auf jeden Fall. Also mir würde zum Beispiel Münster einfallen, wo ich’s schade finde, dass es nicht auf der diesjährigen Tour ist, weil Münster, finde ich, ist’n super super geiles Publikum da, die irgendwie sehr enthusiastisch sind und sehr mitgehen. Und auch wenn die Stadt kleiner ist als irgendwie Köln oder Hamburg sind da trotzdem immer viele Leute. Alle sind irgendwie jung und haben Bock und machen mit. Das sind immer richtig gute Shows. Münster ist so eine Stadt die mir einfallen würde. Ruhrpott ist halt auch immer gut. Nicht, weil wir jetzt gerade in Dortmund sind, es ist tatsächlich so, dass hier vielleicht auch durch die Nähe zu Köln und so. Ja, wir waren hier halt schon öfters und hier gibt’s halt auch viele Städte, die du bespielen kannst und hier ist halt auch irgendwie schon ein Publikum was auch Bock hat auf so Gitarrensound. Das merkt man halt schon. Und es ist halt hier auch, dass alles mehr verwurzelt ist irgendwie. Hamburg, Berlin auch immer cool.  Da ist immer das Problem, dass es irgendwie meistens ungefähr auf einer Route liegt, dass ein Tag Hamburg und am nächsten Tag Berlin und wir da dann halt auch recht viele Leute kennen und wir danach auch sehr viel Bier trinken müssen mit allen möglichen Leuten und wir dann auch immer verkatert sind. Das heißt, wenn du erst Hamburg spielst und dann Berlin, dann geht’s einem in immer Berlin schlecht. Wenn du erst Berlin spielst und am nächsten Tag dann Hamburg, geht’s einem dann schlecht. Also müssen wir eigentlich immer dringend einen Tag dazwischen frei haben. Zwischen Hamburg und Berlin ist halt nichts mehr.

 

C: Wenn wir von Kater sprechen. Was ist so euer Geheimtipp für den Kater?

 

K: Viel Wasser trinken. Also vorher schon, also bevor man den Kater bekommt. Das ist wenn man so den ganzen Abend Bier trinkt, dann kann man so aber einer gewissen Menge sagen, so das dritte Bier danach trink ich jetzt ein Glas Wasser und klar, das macht man dann aber oft auch nicht. Aber theoretisch, wenn man das macht und es gab schon viele Abende wo ich’s gemacht hab, da muss ich ehrlich sagen, da ging es mir tatsächlich besser. Aber am nächsten Tag, wenn man den schon hat, hilft eigentlich gar nichts, außer es wie ein Mann zu nehmen und nicht zu jammern und warten bis das vorbei geht. Und Konterbier trinken, das ist auch immer gut. Ist eine gute Methode.

 

C: Also das mit dem Wasser, ich weiß nicht, ich glaube ich würde mich da einfach nicht so diszipliniert verhalten können.

 

K: Ja, man vergisst das ja dann auch mal schnell irgendwie. Insofern geht es am Ende dann doch meistens in die Hose. Der gute Wille zählt da ja zumindest schon mal.

 

C: Ihr habt jetzt mit dem dritten Album auch den dritten Drummer. Ist wahrscheinlich auch eine Frage die ihr von jedem gestellt bekommt, deswegen muss ich die jetzt auch stellen. Wär langweilig, wenn nicht.

 

K: Ja, richtig. Wär cool, wenn wir jedes Mal eine andere Antwort darauf hätten. Es ist tatsächlich schon so bekannt als der Schneidersitz der deutschen Musikszene. Bei uns am Schlagzeug hält man meistens nicht lange durch. Ne tatsächlich, das war bisher hatten wir immer Glück irgendwie und hatten Kumpels die dann irgendwie in die Band eingestiegen sind. Damals als erstes der Max, wo dann irgendwann, also es ist nie irgendwie im Böse auseinander gegangen, immer alles cool. Nur irgendwann haben sich halt so die Prioritäten so’n bisschen verschoben oder die Zeit war nicht mehr da, wie auch immer. Für Max kam der Nico dann, ein Kumpel von früher aus anderen Bands, in denen wir schon zusammen gespielt haben. Der Nico hat das Intervention Album gemacht und jetzt ist der Daniel da, mit dem ich auch früher schon in einer Band gespielt habe. Also tatsächlich wieder einer aus dem Freundeskreis. Wir waren da nie irgendwie gezwungen ein Casting zu machen, da hatten wir auch ehrlich gesagt keinen Bock drauf. Wir wollten dass die menschliche Komponenz stimmt, dass man sich kennt und dass es zeitlich passt. Und so hatten wir Glück, dass in unserem Freundeskreis, dann doch viele fähige Schlagzeuger sind, die da dann auch Bock drauf haben. Bis zum sechsten Album sind wir noch gut aufgestellt, danach müssen wir dann mal schauen. Daniel hat ja noch ein Jahr bei uns. Es geht ja immer bei der zweiten Tour kaputt. Die erste Albumtour ist immer noch nice und die zweite Tour ist nur schon wieder in diesen Bus, schon wieder verkatert.*lacht*

 

C: Also ab dem siebten Album gibt’s dann ein Casting?

 

K: Ja, oder vielleicht lernen wir auch noch Schlagzeug spielen. Die vermissen uns aber ja auch alle, das darf man nicht vergessen. Die sitzen jetzt zuhause und sehen uns da im Internet und denken „Warum hab ich da aufgehört?“ Also, so stellen wir uns das vor.

 

C: Stimmt, die sitzen alle zuhause und weinen.

 

K: Ja, genau. Tatsächlich ist es ja so, wo Daniel jetzt im Sommer mal im Urlaub war ist Max dann eingesprungen, der hatte dann auch Bock ohne Verpflichtung. Ist für uns halt auch eine ganz gute Lösung.

 

C: Ich stell mir das gerade bildlich vor, Max mit so einer Sprungfeder unter’m Sitz und dann ist er weg.

 

K: Ja, wir haben uns das auch schon vorgestellt. Jeder von uns hat so einen Fußschalter und wenn drei Leute ihre treten, dann geht der Schleudersitz hoch und er ist weg. Also quasi der heiße Stuhl.

 

C: Ihr habt euch erst 2010 dazu entschieden „Kmpfsprt“ zu heißen oder euch so zu nennen.

 

K: Ja, eigentlich war 2010 die Gründung von uns, also heißen wir schon immer so.

 

C: Habt ihr die vokale raus gelassen, damit’s aggressiver klingt oder hat das einen anderen Grund?

 

K: Naja, wenn du das Wort Kampfsport sagst, denk man ja tatsächlich an Kampf und Schlägerei und an Boxen, was auch immer. Und das sind wir halt nicht. Wir fanden aber das Wort trotzdem irgendwie stark, von seiner Power und wir dachten halt ohne die Vokale nimmt das was raus und lässt es eher künstlerisch da stehen. Das Gespräch hatten wir tatsächlich damals 2010 in einer Kölner Bar und seitdem lieben wir das.

 

C: Hat das denn sonst eine Bedeutung für euch auch allgemein?

 

K: Also es war schon irgendwie als wir damals den Namen gesucht haben nie so ganz leicht was zu finden wo wir alle denken das passt jetzt. Als wir dann den Namen hatten, dachten wir das passt  und wir fanden’s auch gut, weil es irgendwie diese politische Aussagekraft noch unterstreicht. Dass das auch irgendwie schon eine Message haben soll und irgendwann ist es natürlich auch so, dass wenn man einen Namen halt schon 10.000 Mal gehört hast, ist das einfach die Band ohne da jetzt beispielsweise die Donots. Donots ist ein crazy Name aber sie sind einfach die Donots. Kmpfsprt ist inzwischen einfach so gefüllt mit dem was wir machen, dass es überhaupt nicht mehr die Bedeutung hat, die es 2010 metaphorisch für das Leben als Kampf als Lebensstil. Das ist so weit weg davon, dass man den Wald vor lauter Bäume nicht mehr sieht. Der Name ist so krass Teil von uns und unserer täglichen Leben. Ständig immer und überall, dass es aus der DNA nicht mehr rauszukriegen ist.

 

C: Wir sind Kmpfsprt.

 

K: Ja, tatsächlich. Und das schon 8 Jahre. Das ist schon so lang, dass kommt mir 0 so vor als wären es fast zehn Jahre, eher so vier. Crazy, wie schnell das nach einer Zeit geht, wenn man Spaß hat.

 

C: Wenn ihr zurückschaut auf acht Jahre. Was war euer krassestes Highlight als Band? Sowohl spielerisch als auch Karrieretechnisch als auch Privat.

 

K: Hm, schwer zu sagen. Also Highlight in dieser Musikgeschichte sind halt glaube ich, die Bewegungen, dass du halt immer wieder Alben rausbringst und mit jedem Album passiert irgendwie was und das ist halt schon eine krasse Gewalt was dann so um die Band rum passiert. Und das sind dann schon mal so auf die ganze Bandkarriere betrachtet die Höhen, weil man weiß, okay, es ist jetzt gerade das Album raus und wir hauen jetzt ein Video raus und wie gehen wir mit dem ganzen Kram am besten an die Öffentlichkeit, mit den ganzen Sachen an denen wir ja vorher lange im kleinen Kreis gewerkelt haben, aber es ist auch immer geil wenn du im Proberaum stehst und merkst du machst gerade einen geilen Song. Das macht halt gerade Bock und irgendwie merkt man, dass wir funktionieren und du hörst das alles zum Ersten Mal mit Text und Gesang oder die Chords sind geil und das sind ja auch die kleinen Erfolgserlebnisse, wenn du dann sagst „Morgen kommt das Video“ und wir haben uns Mühe gegeben und endlich geht’s raus und wir können das zeugen und das sind halt wirklich die Höhen. Also als wir zum Ersten Mal in Köln den CBE also Club Bahnhof Ehrenfeld ausverkauft haben, das war krass, weil das war das erste Mal, dass wir vor so einer großen Menge gespielt haben, die nur wegen uns gekommen sind, weil wir Headliner waren. So das war schon, also das war vorher nicht so und ist mit „Intervention“ gekommen. Bei der Releaseshows war’s auf einmal so voll und ausverkauft und die mussten Leute vor der Tür wegschicken und wir gucken dann halt in diesen See voll Menschen, der wirklich bis nach hinten ging und der sich dann während wir gespielt haben, so krass bewegt hat, was echt so’n Moment war wo ich mir gedacht habe „Fuck! Was passiert hier gerade?“ Das was man sonst irgendwie von anderen Bands kennt, wie Hot Water Music etc. aber nicht wenn wir spielen. Aber dann hat man wirklich das Gefühl, wenn man einen Raum vollmacht mit Leuten die gekommen sind, um das zu hören, was wir die ganze Zeit im Proberaum schreiben und aufnehmen. Das ist schon sowas was bleibt.

 

C: Also würdet ihr dann auch sagen, dass das bisher eines eurer Lieblingskonzerte von euch war?

 

K: Ja, schon. Wir haben im Club Bahnhof Ehrenfeld halt unser ausverkauftes Releasekonzert gespielt, auch wenn wir danach im Underground tatsächlich noch ein größeres gespielt haben. Aber das war für mich so von der Atmosphäre, weil’s halt auch das erste Mal war und das ist dann schon sowas krass besonderes. Also der ganze Abend hatte sowas ganz bestimmtes. Das war halt, man hat das manchmal, diese magischen Abende, wo halt alles stimmig ist. Das war auf jeden Fall einer davon. Aber Hometownshows gerade in Köln sind immer was Besonderes. Da sind halt einfach deine ganzen Freunde da, da hast du dann natürlich auch mehr Druck.

 

C: Also habt ihr euch schon so dieses Lampenfieberding?

 

K: Klar, das kann man glaube ich auch gar nicht wirklich abstellen. Es ist eigentlich immer da, vor allem so kurz vor einer Show. Wir haben zwar ein bisschen gelernt damit umzugehen, umso sicherer man mit seinen Dingen ist, umso weniger nervös ist man auch. Aber am Ende ist das schon immer ein Stück weit da. Und ich glaube, wenn das komplett weg ist, dann ist der Spaß am Ganzen nicht mehr da. Dann bringt das alles nichts mehr. Das ist einfach, du gehst da raus und stehst vor Menschen und musst sowas absurdes machen wie Singen und Gitarre spielen und das teilweise gleichzeitig. Das ist schon krass irgendwie. Das ist was Besonderes, wenn du das machst und es sollte nicht etwas sein, was für dich ist, wie eine Pizza in den Ofen zu schieben. Weil dann hat das die Besonderheit verloren und dann kann man’s eigentlich sein lassen. Deswegen ist das nervös sein vor den Shows, auch wenn man weiß was man tut, dann ist das eigentlich was Gutes.

 

C: Habt ihr irgendwelche Rituale vor der Show?

 

Ob und welche Rituale die Jungs von Kmpfsprt vor der Show haben und wieso Rituale vor der Show ihrer Meinung nach wie Sex in einer schlechten Beziehung sind, erfahrt ihr am Freitag. Außerdem haben die Jungs uns die Bedeutung ihres Albumtitels verraten und wie es für sie ist ihr Album in den Charts zu sehen.

 

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